Mit dem 107er beim Historischen Flugplatzrennen in Calden.
Nachdem wir auf der Rennstrecke “Schleizer Dreieck” Rennluft geschnuppert hatten wurde es Zeit, einen Gang höher zu schalten. Diese Gelegenheit bot sich beim Historischen Flugplatzrennen in Calden. Unser 107er war eines der wenigen Fahrzeuge, welches nicht auf dem Trailer chauffiert wurde, sondern auf “eigener Achse” die Anreise antrat.
Die Atmosphäre auf dem abgesperrten Flugplatz und auf dem Stadtkurs waren auf ihre jeweils eigene Weise phänomenal. Die über 300 sportbegeisterten Teilnehmer reisten grösstenteils mit eigenen kleinen Rennteams an. Die Bandbreite der Oldtimer reichte vom Protos (1929), über Ford GT-40 (1984), Lancia Stratos (1975) bis zu Formel 2 Fahrzeugen. Um den 107er, welcher abgesehen von 225er Reifen im unveränderten Serienzustand ist, sicher vom Start in`s Ziel zu bekommen, wurde in der “Start-up & Vintage” Klasse gestartet. Die Konkurrenten hier waren Kaliber wie Lagonda (1933), Excalibur (1965) und aufgerüstete Rennmaschinen wie dem Audi Coupe GT 5S (1983). Im späteren Rennverlauf zeigte sich schnell, dass auch in dieser (Einsteiger) Klasse um jeden Zentimeter gekämpft wurde. Jetzt wurde auch schnell deutlich, warum die Mitbewerber ihre teilweise sehr teuren Oldtimer z.T. zu Rennwagen umgebaut hatten. Es beeindruckt wenn automobile Schätze mit Überrollkäfig, Semisliks und diversen Modifikationen aus dem Motorsport versehen werden. Zudem sind zahlreiche historische Rennfahrzeuge am Start, insbesondere die Youngtimer bestechen durch ihren z.T. brachialen Sound. Und mitten drin unser SL380, Bj. 83, der durch sein zeitloses Design auf viel Sympathie gestossen ist. Nach der technischen Abnahme ging es zum Vorstart, und spätestens hier werden die Konkurenten taxiert und es beginnt die Überlegung, welche Platzierung wohl möglich ist. Da Helmpflicht bestand, was die Bewegungsfreiheit im Innenraum doch stark limitiert, wurde kurzerhand entschieden “oben Ohne” zu fahren.
Abb.2: Fahrerlager in Calden Auch wenn die Intension des Rennens doch auf der Freude am schnellen Fahren liegen sollte, änderte sich dieses Credo sofort nachdem das Safety-Car die Strecke freigegeben hatte und das Rennen frei war. Jetzt überflutete Adrenalin alle guten Vorsätze, was sich in den stetig kürzeren Rundenzeiten wiederspiegelte. An dieser Stelle wurde klar, warum das Reglement einen Helm fordert.
Da der “Super Leichte” naturgemäss dann doch an Übergewicht leidet, hatten die luftgekühlten Bremsen keinen leichten Job, welchen sie aber mit Bravour meisterten. Trotz sommerlicher Temperaturen blieb der kleine 3.8 V8 tiefenentspannt. Auch der intensive Tritt auf das Gaspedal am Ausgang jeder Spitzkehre quittierte das Automatikgetriebe unaufällig. Die für den 107er vergleichweise breiten Reifen erlaubten zwar eine zügige Kurvenfahrt, das weiche Fahrwerk zeigte dann jedoch schnell Grenzen auf. Den grössten Vorteil hatten die Konkurenten aber bei den Bremsen. Hier musste der 107er dann doch geschont werden. Das ABS musste nicht eingreifen, was dann zahlreiche Überholvorgänge zur Folge hatte.
Aber auch mein Beifahrer wusste nach dem Rennen, dass das Armaturenbrett sowohl im oberen als auch im Kniebereich stoßnachgiebig und schaumgepolstert ist. Im Fahrerlager angekommen wartete schon ein Zeltstellplatz auf den 107er und wir konnten unsere Konkurrenten in Augenschein nehmen. Zwischen z.B. Riley (1934), modifizierten 356ern, E-Typ (1971), oder einem March 79 (1979) rechneten wir uns zwar wieder keine grossen Chancen aus, die Atmosphäre auf der Rennstercke und die vielen begeisterten Anhänger des Motorsports mit historischen Fahrzeugen entschädigten jedoch dafür. Abgesehen von einem „Dickschiff“ SLC 5.0, standesgemäss in Silber mit schwarzer Motorhaube und Zusatzscheinwerfern, waren wir wieder der einzige 107er auf der Piste. Es folgten an den kommenden Tagen je zwei Rennen. Am Ende gelang es aber, Einige nur die geriffelten Rückleuchten des 107er sehen zu lassen. Abb.6: Die Konkurrenz im Rückspiegel Auch wenn unser 107er nicht der geborene Motorsportler ist, so lässt er sich doch als recht sportlich bewerten und dies reicht, um nicht die Rote Laterne zu bekommen oder vom “Lumpensammler” von der Strecke aufgelesen zu werden.
Auf der Rückfahrt war der SL dann wieder in seiner Paradedisziplin, dem souveränen Fahren auf der Autobahn, und das mit durchaus passablen Reisegeschwindigkeiten. Unter dem Strich waren es aber zwei spannende Rennwochenenden, mit viel Adrenalin, tollem Motorensound und Benzingeruch.