Der „Oldtimer-Motorsport“-Virus.

… oder wie die Freude am klassischen Motorsport süchtig macht.

Schon der Gedanke, einen Oldtimer auf der Rennstrecke an seine technischen Grenzen zu bringen lässt vielen die Haare zu Berge stehen – richtig?  Aber trauen wir den Grandpa’s doch zu, was ihre jugendlichen Stärken waren; allein um mit den Enkeln zu erleben, dass solide Ingenieurkunst Nachhaltigkeit schafft.

Aber Vorsicht – das „Motorsport“-Virus ist hoch ansteckend. Risikogruppen infizieren sich oft bei Veranstaltungen wie Flugplatz- und Bergrennen oder bei Trackdays. Da sich dort viele Asphaltrebellen ohne Kontaktbeschränkungen treffen ist die Ansteckungsgefahr besonders groß.

Der „Motorsport“-Keimling verursacht anfangs nur harmlose Symptome wie Tagträumen oder unbewusst zunehmend einseitige Gesprächsthemen.

Klinische Studien zeigen aber auch, dass ein Infekt mit „Oldtimersport“ zur Stärkung des Immunsystems beiträgt und Infizierte deshalb an der Traktionsgrenze stressresistenter werden. Ein weiteres Symptom sind unkontrolliert stimulierende Glücksgefühle bei Retro-Rallyes. Schon der Gedanke an das sportliche Fahren verursacht Nervenerregungen über die Synapsen direkt an das Gehirn und lässt die Frontallappen und das Mittelhirn förmlich explodieren.

Die Inkubationszeit bis zum Ausbruch des Rennfiebers ist sehr kurz. Für alle milden Verläufe bieten sich Ausfahrten zu legendären Rennstrecken als Erholungskur an. Hervorragende Behandlungserfolge erzielten wir z.B. mit dem Abfahren der Formel-1 Strecke in Monaco.

Für diejenigen, welche das Rennfeeling eher passiv erleben möchten könnten Touren zu historischen Motorsportveranstaltungen die geeignete Medizin sein. Auf dem Schleizer Dreieck war es uns sogar möglich, die Rennstrecke zur SL-Parade mit unseren 107ern unter die eigenen Räder zu nehmen.

Mit dem „Motorsport“-Virus Infizierte vereint das gesellige Verlangen, mit historischen Fahrzeugen sportlich schnell auf Oldtimer Grand Prix`s oder dafür abgesperrten Parcours an die Grenzen der Haftung und des eigenen Nervenkostüms zu fahren. Im Vordergrund steht der Spaß und die Freude an historischen (Renn-)wagen, nur ist im Gegensatz zu einer Ausfahrt der Adrenalinspiegel bei Sportfahrten deutlich höher.

Wie das „Dickschiff“ 450 SLC 5.0 bewiesen hat, liegt Rennsport in der DNA des 107er, also „Manege auf!“ im kultivierten Rennzirkus. Da derartige Veranstaltungen offiziell zu Einstellungs-, Gleichmäßigkeits- oder Präsentationsfahrten zählen, es also keine Rennen im klassischen Sinn sind, ist keine Lizenz erforderlich. Es geht nicht darum riskante Manöver durchzuführen oder eine Trophäe zu gewinnen, sondern um sportlich freies Fahren für Jedermann (sog. „Open-Pitlane“). Da es keinen Sieger gibt, sind testosterongesteuerte Primaten die absolute Ausnahme.

Üblicherweise wird in verschieden leistungsstarken Gruppen, mit ca. 20 Minuten pro Turn, gefahren. Somit findet sich für jeden die passende Gruppe, egal ob serienmäßiger 107er oder getunter Rennoldtimer.   In den Einsteigerklassen sind keine Umbauarbeiten, wie z.B. Überrollbügel, Feuerlöscher u.s.w., erforderlich. Aber auch ohne Modifizierungen kann der 107er sehr gut parieren. Dies hat er z.B. beim Flugplatzrennen in Kassel-Calden oder dem Stadtpark-Revival in Hamburg unter Beweis gestellt. Es gab beim unserem 107er nie Blessuren oder einen technischen Schaden!  

Da die Gesetze von Haftung, Traktion und Bremspunkt hart, aber gerecht sind und obwohl die Strecken mittels großer Auslaufzonen oder Strohballen viele Fahrfehler verzeihen, besteht trotzdem Helmpflicht.

Der Spagat zwischen komfortabler Straßen- und Renntauglichkeit hat beim 107er zugegeben Grenzen und jetzt schlägt das „Motosport-Virus“ so richtig zu und erfordert meist die stationäre Behandlung. Mehrtägige Benzintherapien haben dabei einen besonderen Reiz, vor allem wenn es im Fahrerlager dunkel wird. Camping der besonderen Art; denn anstelle von Naturgeräuschen gibt es Motorsound und Notstromaggregate, welche bis tief in die Nacht jeden Uhu übertönen. Morgens weckt auch nicht die geräderte Lerche, sondern irgendjemand der im Morgengrauen nochmals seinen Motor testen muss – Benzincamping eben.

An dieser Stelle soll aber expliziert darauf hingewiesen werden, dass bei Behandlung des Rennfiebers mit der Medizin „Oldtimersport“ eine Einstiegsdroge mit hohem Suchtpotential verabreicht wird. Die Medikation kann homöopathisch durch Fahrten zu Rennsportevents oder intensiv mittels der eigenen Teilnahme am Asphaltzirkus erfolgen. Jedoch muss im fortschreitenden Krankheitsverlauf die Dosierung und oft auch die Anzahl der rollenden Medikamente erhöht werden, was schnell zu Geld-, Zeit- oder Garagenplatzproblemen führen kann.

Weitere Behandlungsmethoden sind aktuell nicht erforscht und von den Betroffenen oft auch nicht gewünscht. Insbesondere in den Sommermonaten steigt das Risiko, dass PS-Junkies nur noch Sozialkontakte zu anderen Abhängigen pflegen – ein zunehmend herausfordernder Spagat für Freunde bzw. Familien. Die Versorgung der nach Tempo-Tamtam Süchtigen ist glücklicherweise legal, so dass Dealer, sog. „Werkstätten“ oder „Veranstalter“, die Sucht lindernde Stimulanzien bereitstellen können. Für Nebenwirkungen, Macken und Marotten fragen Sie bitte ihren Freundlichen und entschuldigen sich schon mal bei der besseren Hälfte …

Da Du den Artikel bis hier gelesen hast, bist Du wahrscheinlich schon infiziert oder zumindest suchtgefährdet. Wir bieten Dir deshalb, in einer Selbsthilfegruppe namens „Oldtimer-Motorsport“, Therapiestunden für den Umgang mit Deinem Laster an. Eine Heilung ist zwar unwahrscheinlich, aber die Verhaltenstherapie bringt viel Freude, obwohl dies in der Regel das Suchtproblem verstärkt. Unser Fokus liegt primär auf der Abhängigkeit vom 107er, egal ob SL oder SLC, am Ende spielt es aber keine Rolle mit welchem patinierten Kleinod Du als Ersatzdroge über die Curbs bügelst oder ob Du in unserer Motorsportgruppe nur als Zuschauer die Atmosphäre im Fahrerlager genießen möchtest.

Motorsport mit Oldtimern ist nicht vernünftig, aber auch das Argument fährt völlig ins Leere, wenn Amor seinen rostigen Pfeil ins „Motosportherz“ abgeschossen hat. Alte Liebe rostet zwar, aber das ist nicht so schlimm, weil wahre Liebe ja bekanntlich blind macht. Die tapferen Seelen der „chronisch Verrosteten“ stehen jetzt vor der Wahl den gepflegten 107er entweder in der Muckibude des Freundlichen zu pimpen, oder fremdzugehen. Glücklicherweise kennt der 107er keine Eifersucht, denn die Verlockung durch andere Marken ist groß.

Unsere Konkubinen haben teilweise die „Plastikgrenze“ (in Bezug auf das Material der Stoßstangen und Karosserie) überschritten und reichen von einem Adler, einem serienmäßigen SL380 Chromdino über einen modifizierten Mazda MX-5 Asphaltflitzer, einem Saab 900 Turbo bis hin zu einem Melkus Formelfahrzeug.

Vom  Melkus wurden insgesamt nur 25 Fahrzeuge in Dresden gebaut und auch mit über 40 Jahren auf dem Fahrwerk sind sportliche Rundenzeiten möglich, vorausgesetzt der Fahrer kommt in das enge und tiefe Cockpit noch rein und wieder raus.

In der Formel Easter, quasi der Formel-1 des Ostens, war die höchste Auszeichnung unter den Bruderländern der Pokal für „Frieden und Freundschaft“. Die ersten 107er kennen solche Begriffe als „Peace and Love“ der Hippies, aber egal in welchem Rausch man träumte – vereint war man durch die Droge „Motorsport“.

Historischer Automobilsport hat viele Facetten und da Geschwindigkeit relativ ist, eignen sich insbesondere Bergrennen vortrefflich für die automobilen Veteranen. Extravaganz ist unserem, das Herkules-Bergrennen mitfahrenden Adler Triumpf Junior (1939) fremd und einmal aus seinem Dornröschenschlaf geweckt, zieht die Cabriolimousine beharrlich und unermüdlich seine Runden bergauf und ab. Sich dabei auf die Standhaftigkeit der Seilzugbremsen zu verlassen zeigt, dass Bergrennen noch heute den nostalgischen Hauch von Abenteuern haben.

Mit der Interessengemeinschaft „Oldtimer-Motorsport“ möchten wir Begeisterte mit der Leidenschaft für röhrende Klassikern verbinden.

Bei Interesse zum Schnuppern von Rennluft oder über unserer Interessengemeinschaft „Oldtimer-Motorsport“ einfach das Kontaktformular verwenden und sich melden.

1 Comment

  1. Heike Hoffmann1. Juli 2023

    Super Idee, wie kann ich mitmachen? Wir haben auch einen Saab 900, jedoch als Cabrio. Kann man da auch mitfahren?

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