Schlösser und Burgen in Mitteldeutschland

Im Frühjahr 2022 war es nach einer langen Corona-Pause wieder so weit, in Leipzig drehten sich die gepflegten Felgen aus dem Zubehörhandel der 80er und mit dem 107er ging es zurück in die automobile Vergangenheit.

Ziel der motortouristischen Frühjahrsausfahrt war die Weinregion Saale-Unstrut. Nach einem Frühstück auf dem Ausflugsschiff „Santa Barbara“ im Zwenkauer Hafen wurde vom maritimen Ambiente am See in das Cockpit des 107er gewechselt und über abwechslungsreiche Nebenstraßen ging es in der ersten Etappe nach Freyburg. Hoch über dem Winzerstädtchen türmt sich die imposante Neuenburg, ein Schwesternschloss der Wartburg. Während Kaiser Friedrich Barbarossa die Burg hoch zu Ross erklomm, gelang dies im SL mit 204 Pferdestärken auf die entspanntere Weise.

Die großartigen mittelalterlichen Bauten führten uns zurück in eine Zeit, die von Krieg, politischen Intrigen und Belagerungen geprägt war und wie die aktuelle Lage zeigt, sich leider wiederholt.

Nur wenige Gehminuten vom Schloss Neuenburg entfernt wartete im Hotel „Edelacker“ nicht nur eine herrliche Aussicht über das malerische Unstruttal, sondern auch ein leckeres Mittagessen; Fotomotive und Fachgespräche inklusive.

Entsprechend der Edelacker Sage musste der „Eiserne Landgraf“ Ludwig von Thüringen zu seinem Schutz einen eisernen Panzer tragen. Im Vergleich dazu wurden wir bei der Weiterfahrt bequem durch das Blechkleid unserer SL’s geschützt. Zudem ist die Anzahl der Wegelagerer in Mitteldeutschland überschaubar geworden, aber auch wir sahen ihre roten Augen am Wegesrand aufblitzen.

Angekommen im geschichtsträchtigen Marktplatz von Dornburg war es Zeit für eine Führung durch die drei Dornburger Schlösser. Dabei vermischte sich Technikgeschichte mit der kulturellen Historie Thüringens. Dornburgs Ensemble aus Schlössern und Gärten thront wie ein Balkon auf dem Muschelkalkplateaus über dem Saaletal.

Die Mauern des Alten Schloss berichten von Kaiser Otto I. Im Renaissanceschloss kann man das Wirken Goethes nacherleben, während das Rokokoschloss durch seine Rosengärten verzaubert. Ein über fünf Terrassen angelegte Park nach französischem und englischem Vorbild grenzt dabei an steil abfallende Weinberge. Johann Wolfang von Goethe schwärmte 1828 als Flaneur unter reizvollen Rosenspalieren von den Schlossgärten und wir unterstellen jetzt mal, dass er beim Anblick einer R107er Blechkutsche seine Italienreise von 1786 wohl bequemer und zügiger gestaltet hätte. Goethe war von Karlsbad nach Rom immerhin gemütliche 2 Monate unterwegs. Laut Deutschem Museum brachten es Kutschen zur damaligen Zeit auf eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 3,4 km/h. Goethe hätte also für die 150 km lange Frühlingsausfahrt ohne Unterbrechung zwei komplette Tage benötigt.

Neben den wunderbaren Schlössern und Burgen in Mitteldeutschland ist somit auch der Erhalt von historischen Automobilen Teil der Kultur- und Brauchtumspflege, denn ein SL wird nicht alt, er wird ein Klassiker.

Da der Super Leichte nun einmal ein Fahrzeug ist ging es in der dritten Etappe auf ein „Schälchen Heeßen“ zur Kaffeerösterei „Moness“ nach Balgstädt. Schön “sieße” muss er sein, der Kaffee, und dazu ein großes Stück Kuchen. Voll mit glukosereicher Energie ging es zurück in die Heimatgaragen.

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