Schöne Sterne in Hattingen – ein himmlisches Schnickschnack-Festival

Wo Sternenstaub auf Chrom und Bodykit‘s trifft.

Willkommen auf der Milchstraße zu galaktisch „Schönen Sternen“ auf dem Gelände der Henrichshütte in Hattingen. Ein Universum, wo sich Oktankeulen in wahre Sternschnuppen verwandeln und die Crème de la Chrom mehr spiegelt als die Glatze von Kojak. Von Koenig’s-Tupperware bis zum soliden Brot- und Butterbomber, alles was Rang, Stern und Spoiler hat, war vertreten.

Flexen wie ein Winkelschleifer ist hier das Gebot der Stunde. Unter Glaubensbrüdern werden gespachtelte Testosteronboliden, geschmiedeter Radschmuck, gigantische Fritten-Theken und dicke Koenig-Hosen aus der Blechboutique gehuldigt. Mit Gewindegymnastik gab es hier mehr Tiefflieger als im Luftraum über Ramstein und solange der Schneeflug nicht schleift, passt er wie Salami auf Pizza.

Die Tuning-Jünger übertreffen sich mit ihren kreativen Ideen: rosa Barbie-Plüsch und leuchtende LED-Sterne am Unterboden, gekrönt von galaktischen Soundeffekten aus der Heckfanfahre. Mitunter suggeriert der Sound zwar legale „500 PS“, der TÜV antwortet aber „nö – ÖPNV“. Die Wachtmeisterei überwacht hier die Grenzen gefühlt mehr als die im Schengenraum.

In Hattingen finden sich Internettrolle, deren Antikboliden nur Morsecode verstehen und anstelle eines Webbrowsers noch Chrom(e) haben. Dazu gesellen sich Hightech-Raumkapseln, welche mehr Computer unter der Motorhaube haben als ein Großraumbüro. Während die einen schrauben, spielen andere am Software-Update.

Was in Serie vom Werk kommt, kann selten alle begeistern und so könnte bei Puristen der Herzschrittmacher mit Schnappatmung an den Drehzahlbegrenzer geraten. Für alle anderen gilt, „Laufen lassen…“. Gefühle kann man nicht erklären, aber eintragen lassen. Manche Zulassung ähnelt deshalb einem Aufklappbüchlein. Die Rennleitung wird es freuen.

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Damit auch der Lack glänzt wie frisch aus Rosi‘s Nagelsalon, bekommt die Patina vom 107er vorher im  Schaum-Wellness-Spa eine gefühlvolle Handmassage. Bei „Show & Shine“ standen die Sternchen dann in Reih und Glanz, und manch einer fragte sich: ist das noch ein Benz oder schon ein Fetischobjekt? Carbon, Alcantara und spiegelnde Alu-Bordsteilteller, der breitbeinige SLC wirkt damit wie J.R. mit Smoking und Turnschuhen.

Hattingen vereint fossile Hubraumleidenschaft mit Ladedruckkult. Gemein haben sie mit den Hybrid‘s und Elektrokeulen, dass niemand mit dem Strom schwimmen möchte. Bei kühlen Kronkorkenraketen lässt sich dann vortrefflich über Motorengeblubber und Ladestromstärken philosophieren.

Ärzte sollten Hattingen als Therapie verordnen, bei Elektro-Lastenradfahrer:Innen gerne auch auf Kassenrezept. Es ist das Waterloo für Homöopathen, denn hier wird „Gegensätzliches mit Gegensätzlichem behandelt“. Beispielsweise wird der Burn-out gleich auf dem Asphalt therapiert und zurück bleiben mehr schwarze Streifen als in den Sitzungsprotokollen des RKI oder den Berichten zur Maskenbeschaffung während der Corona-Pandemie.

Originalzustand? Purismus ist wie Schwarz-Weiß-Fernsehen – nett, in Hattingen zelebriert man aber die Zustandsverbesserung im Retro-Look. Mit Breitreifen, Spoiler und viel zivilen Ungehorsam klebt sich der Oktansaurier auch viel nachhaltiger auf den Asphalt fest.

Klassiker gehören bewegt und nicht als Deko ins Museum. Es muss im Leben auch nicht immer alles Sinn machen, mitunter reicht ein närrischer Grund oder einfach nur das Gefühl, dass es schön aussieht. Vielen Dank an der Stelle an Fred Oehmke, der den Gemeinschaftsstand der MB-Clubs 107, 129, S-Klasse und W124 wieder S-klassig organisierte.

Motorsport im Club – Mercedes-Benz R/C 107 SL-Club Deutschland e. V.Mercedes-Benz R/C 107 SL-Club Deutschland e. V.

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